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Der Tonische Labyrinth Reflex TLR (vorwärts und rückwärts)

 

Zusammenfassung

 

Der Tonische Labyrinth Reflex verursacht bei einer Neigung des Kopfes nach vorne (TLR vorwärts) eine Beugung des Körpers (fötale Beugehaltung). Die Streckung des Kopfes in den Nacken (TLR rückwärts) fördert die wichtige Entwicklung aus der Beugung in die Streckung und leitet so die Aufrichtung gegen die Schwerkraft ein. Er ist sehr wichtig für den unmittelbaren Geburtprozess, da er das Ungeborene in die für das „Durchdrehen“ durch den Geburtskanal notwendige Strecklage bringt. Der TLR ermöglicht dem (ungeborenen) Baby erste Gleichgewichts-, Raum- und eigene Bewegungsempfindungen und hat in den ersten Lebensmonaten einen großen Einfluss auf die Erlangung der richtigen Kopfkontrolle (gegen die Schwerkraft). Damit berührt die richtige Ausreifung und Hemmung des TLR ganz zentrale Kreisläufe der Reizaufnahme und –verarbeitung. Bei fortwirkenden Restreaktionen des TLR können demzufolge auch schwerwiegende und komplexe Folgewirkungen auftreten.

 

 

*** 

 

 

Der TLR vorwärts

 

Neigt der Fötus oder das Baby den Kopf nach vorn, kommt es zum Zusammenziehen des Oberkörpers und des Unterleibs in die fötale Beugehaltung. Das geht mit einer allgemeinen Tonuserschlaffung einher. Diese Haltung ermöglicht eine günstige Anpassung an die „Raumverhältnisse“ im Mutterleib vor allem in den letzten Schwangerschaftswochen, aber auch einen maximalen Berührungskontakt (wichtig für das Reizempfinden) mit der Mutter und gibt Schutz und Geborgenheit.

 

Man geht davon aus, dass Störungen im Gleichgewichts- und Raum-Lageempfinden, bedingt durch einen nicht voll funktionierenden TLR vorwärts des Ungeborenen, dazu führen kann, dass es nicht die ideale Geburtslage einnimmt. Erfolgt durch die oben aufgeführten Störfaktoren später keine richtige Hemmung des TLR vorwärts, etwa bis zum 4./5. Monat, so können sich seine Restreaktionen bei nach vorn geneigtem Kopf am deutlichsten in einem Rundrücken, Hochziehen der Schultern, einer Beugung der Beine, einem Nachlassen der Körperspannung (Affengang), in Greifbewegungen der Zehen, in notwendigen Ausgleichsbewegungen von Armen und Beinen sowie in einem Schwindelgefühl und einer möglichen Desorientierung zeigen.

 

Das Krabbeln auf Händen und Knien kann beeinträchtigt sein. Das kann wiederum zu Defiziten bei der Hemmung anderer frühkindlicher Reflexe führen, wie z.B. beim Symetrischen Tonischen Nackenreflex (STNR).  

 

Der TLR rückwärts

 

Der TLR rückwärts ermöglichet dem Ungeborenen, sich in der unmittelbaren Vorgeburtphase mit dem Kopf hin zum Geburtskanal zu strecken und sich dann im Zusammenspiel mit anderen frühkindlichen Reflexen durch den Geburtskanal zu drehen. Trägt der TLR rückwärts nicht im notwendigen Maße zum richtigen Ablauf der Geburt bei, kann diese in verschiedener Weise (z.B. Dauer, notwendige Eingriffe) nachhaltig negativ beeinflusst werden. Kommt es letztlich nicht zu einem störungsfreien, normalen Geburtsprozesse, ist davon auszugehen, dass der TLR rückwärts auch nicht seine volle Ausreifung erfahren hat. Damit sind Probleme bei dessen Hemmung fast „vorprogrammiert“ und Restreaktionen treten auf. Deutlich sichtbare Merkmale können dann bei einer nach hinten geneigten Kopfhaltung sein: 

       - ein Hohlkreuz, eine Streckung der Beine, eine Zunahme der Körperspannung, die sich auch  in:

        - einem Gehen auf Zehenspitzen oder Ballen

        - notwendigen Ausgleichsbewegungen der Gliedmaßen

        - Schwindelgefühlen sowie in einer möglichen Desorientierung

zeigen kann.

 

Symptome bei fortbestehenden Restreaktionen des TLR

 

Die Erscheinungsbilder von TLR vorwärts und rückwärts im Alltag sind, abgesehen von den oben schon angesprochenen Haltungsmustern, oft ähnlich. Der grundsätzliche Unterschied zeigt sich beim TLR rückwärts in einer hypertonen (steif, überstreckt) statt hypotonen (schlaffen) Körperspannung, verbunden mit ruckartigeren Bewegungen. Zudem wird im Zusammenhang mit dem TLR rückwärts häufiger auf eine Neigung zu Reiseübelkeit und auf eine schwach ausgeprägte Organisationsfähigkeit hingewiesen.

 

Ein Fortwirken des TLR ist oft verbunden mit unausgereiften Kopfstellreflexen, bedingt durch die nicht richtig empfundene Raum-Lage- und Gleichgewichtssituation. Eine Beeinträchtigung der Funktion der Augen und der Labyrinthstellereaktionen (richtige Kopfhaltung bei geschlossenen Augen) kann die Folge sein. Das führt notwendigerweise auch zu Störungen beim weitgehend untrennbaren Zusammenwirken von Augen, Ohren, Körperbewegungsempfindung und bestimmten Verarbeitungs-zentren im Gehirn (der sogenannte vestibulo-okulare Reflexbogen). D.h. auch, dass damit automatisch das Gleichgewichtssystem betroffen ist.

Visuelle und räumliche, auditive Wahrnehmungsprobleme können auftreten. Kinder mit gestörtem Gleichgewicht zeigen deutlich schlechtere Leistungen in der Schule (siehe Stichwort "Häufige Probleme/Im Schulalter"). Das vom hessischen Kultusministerium unterstützte wissenschaftliche "Projekt Schnecke" belegt dies eindrucksvoll (siehe Abschnitt "Forschung").

 

Mangelnde Kopfkontrolle kann zur Verzerrung auditiver Informationen führen, da ein schnelles und effizientes Drehen des Kopfes zur Klangquelle beeinträchtigt ist. Ähnliches gilt auch für die visuelle Aufnahme von Informationen, besonders beim Lesen. Manche Betroffene haben Höhenangst. Eine Abneigung gegen sportliche Aktivitäten kann sich ausprägen. Schwächen im Erkennen und Einhalten von Abfolgen (Zahlen, Buchstaben) und ein schlechtes Zeitgefühl können auftreten.                         

 

 

 

 

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PD Dr. Bernd Schröter Neurophysiologische Entwicklungsförderung  | E-Mail: inpp-dr.schroeter@web.de I Tel.: Düren 02421-2084704; Simmerath 02473-9271209; Aachen 0241-94315536