Home
Was machen wir?
Wem helfen wir?
Das INPP-Konzept
Reflexbeispiele
Der Moro-Reflex
Der ATNR
Der TLR
Häufige Ursachen
Häufige Probleme
Elternfragebogen
Die konkrete Hilfe
Kita & Schule
Aktuelles
Leseempfehlungen
Interessante Links
Sprechzeiten
Über uns
Kontakt
So finden Sie uns
Impressum
Darenschutzerklärung

 

 

Der Asymmetrisch Tonische Nackenreflex (ATNR)

 

Zusammenfassung 

 

Der ATNR ist ein stark von der Kopfbewegung nach links und rechts induzierter Reflex, der maßgeblich die Arm- und Beinhaltung (Fechterhaltung), aber auch das Zusammenspiel von Augen und Hand beeinflussen kann. Sind Ausreifung und/oder Hemmung problemhaft verlaufen, kann sich das bei allen Bewegungs- und Blickabläufen zeigen, die über die Körpermittellinie gehen: Die Motorik, das Lesen und Schreiben, die Schreib-, Stift- und Sitzhaltung, bestimmte (Ball-)Spiele, die Lateralität (Seitigkeit) etc. können mehr oder weniger schwerwiegend betroffen sein. Oft erscheinen die Kinder unkonzentriert, obwohl sie es im eigentlichen Sinne nicht sind.

 

 

*** 

 

 

 

Der ATNR, der im deutschen Sprachraum in seiner nicht-pathologischen Ausprägung bevorzugt „Fechterhaltung" genannt wird, beginnt sich ungefähr in der achtzehnten Schwangerschaftswoche herauszubilden, etwa zu derselben Zeit, zu der die Schwangere die Bewegungen ihres Kindes zum ersten Mal spürt.

 

Wenn das Baby den Kopf zur einen Seite dreht, strecken sich Arm und Bein zur selben Seite, während sie sich auf der anderen Seite beugen. Diese Bewegung sollte im Verlauf der Schwangerschaft an Stärke zunehmen und damit die Bewegungsentwicklung, besonders Drehbewegungen im engen Raum der Gebärmutter, und den Aufbau von Muskeltonus vorantreiben.

 

Es ist vor allem der ATNR, der zusammen mit anderen Reflexen den Geburtsprozess unterstützt. Beim Voranschreiten der Wehen wird das Baby nicht nur durch die Wirkung der Kontraktionen langsam durch den Geburtskanal gedrückt. Damit sich der größte Teil des Babys den entsprechenden Teilen des mütterlichen Beckens anpasst, muss das Baby eine Reihe von Drehungen durchführen, so dass es in einer langsamen Spirale den Geburtskanal hinunter wandert. Diese Drehungen sind notwendig, um dem Baby den Weg durch das im Verhältnis zu seinem Kopf enge mütterliche Becken zu erleichtern. Der ATNR hilft dem Baby genau dabei, indem er Schultern und Hüften beweglich macht, wenn Druck auf den Nacken ausgeübt wird.

 

Wie schon beim Moro Reflex ausgeführt, wird beim normalen vaginalen Geburtsvorgang dieser Reflex genutzt und dadurch maximal stimuliert. Dadurch zu seinem Höhepunkt gelangt, kann er dann nachgeburtlich nach und nach gehemmt werden.
 

Bei Abweichungen vom normalen Geburtsprozess (Kaiserschnitt, Saug- oder Zangengeburt, Früh- oder Sturzgeburt etc.) kann der ATNR jedoch gar nicht erst zum vollen Einsatz kommen. Er schwächt sich dann zwar in seiner Wirkung in der postnatalen Entwicklung ab, doch gelingt eine vollständige Hemmung selten.

 

Jedoch erst wenn der ATNR erfolgreich gehemmt ist, kann das Baby mühelos seine Hände zur Körpermittellinie (und etwas später auch darüber hinaus) führen und den Gegenstand zur näheren Inspektion zum Mund führen. Dann werden auch seine Augenbewegungen zunehmend unabhängiger von der Kopfbewegung, was die Voraussetzung dafür ist, dass man ein Objekt visuell ‚fixieren' kann, obwohl man sich selbst oder die Umgebung sich bewegt.

 

Doch wenn der ATNR über den 4.-6. Lebensmonat hinaus seinen Einfluss behält, wird er zu einem unterschiedlich starken Hemmnis in der weiteren grob- und feinmotorischen Entwicklung, da eine Kopfdrehung weiterhin eine unwillkürliche Strecktendenz in den Muskeln der Gliedmaßen auf der Gesichtsseite auslöst. Wenn Kinder sich nicht zum richtigen Zeitpunkt vom Rücken auf den Bauch drehen oder wenn das Kriechen auf dem Bauch merkwürdig aussieht oder gar nicht stattfindet, kann ein ATNR dafür verantwortlich sein, da Beugung und Streckung der Gliedmaßen immer noch von der Kopfbewegung und -haltung beeinflusst werden und damit alle Überkreuzbewegungen erschwert sind.

 

Besonders deutlich kann man nicht erfolgreich gehemmte Reste eines ATNR bei Kindern beobachten, wenn sie in die Schule kommen und Lesen und Schreiben lernen sollen.
Vielleicht haben Sie sich auch schon gefragt, warum manche beim Schreiben trotz häufigen Übens einfach nicht die Linien einhalten können oder warum der linke Seitenrand immer weiter nach rechts rutscht; warum der Stift so merkwürdig gehalten wird, warum das Kind so stark aufdrückt, warum es so viele Fehler beim Abschreiben macht, obwohl es doch die richtige Vorlage im Buch oder Heft hat, warum es nach kurzer Zeit Schreiben hasst und so oft es geht vermeidet. Gar manche nachmittäglichen Hausaufgabendramen können einem nicht genügend gehemmten ATNR zur Last gelegt werden.

 

Auch beim Lesen lernen kann ein Rest-ATNR ein Kind beeinträchtigen. Mühelose Augenfolgebe-wegungen bilden die physiologische Voraussetzung dafür, dass man beim Lesen einer Zeile nicht Buchstaben, Satzzeichen oder ganze Wörter auslässt oder gar in den Zeilen verspringt.

 

 

 

 

Top
PD Dr. Bernd Schröter Neurophysiologische Entwicklungsförderung  | E-Mail: inpp-dr.schroeter@web.de I Tel.: Düren 02421-2084704; Simmerath 02473-9271209; Aachen 0241-94315536